Wegweisende Schrift zur Herkunftsfrage der Indogermanen:
"Die übereilten Folgerungen der Sprachforschung auf dem Gebiete der Urgeschichte der Indogermanen, unter denen diejenige von dem asiatischen Ursprünge dieser Völkergruppe eine der schlimmsten war, wurden im Laufe des letzten Vierteljahrhunderts von dieser Wissenschaft selbst infolge eigener Kritik ihrer methodischen Fehler mehr und mehr als unhaltbar aufgegeben, nachdem gleichzeitig die Anthropologie unbekümmert um die Gedankengänge der Sprachforschung den europäischen Ursprung des indogermanischen Typus nachdrücklich behauptet hatte. Ja man kann jetzt wohl sagen, es gibt keinen irgendwie namhaften Gelehrten mehr - außer merkwürdigerweise dem genialen Chronologen Montelius -, der noch der orientalischen Theorie huldigte oder wenigstens sie öffentlich zu verteidigen wagte.
Eine kleine Gruppe von Anthropologen begnügte sich nicht mit dem Widerspruch gegen die asiatischen Neigungen unserer gesamten früheren Kulturwissenschaft, sondern stellte ein neues Dogma auf, indem sie den skandinavischen Ursprung der Indogermanen behauptete (Penka, Wilser, Ammon). Leider wurde diese Theorie, die ja in dem unzweifelhaft nordischen Ursprung der indogermanischen hellen Komplexion selbst für den Laien oder gerade für diesen etwas ungemein Einleuchtendes hat, durch den ungeheuerlichen Dilettantismus der ihr angehängten angeblichen Beweise auf sprachlichem, geschichtlichem und archäologischem Gebiete diskreditiert, und die verfehlte enge Beschränkung auf Skandinavien raubte ihr vollends auf Jahrzehnte hinaus alles wissenschaftliche Ansehen. Meiner Überzeugung nach steckt aber ein berechtigter Kern in dieser neuen Theorie, wenn wir uns auch nicht an Skandinavien klammern dürfen, sondern auch Mittel- und Westeuropa nördlich der Alpen der Bildung der weißen Rasse freigeben."
72 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden (Broschur) - Farbumschlag - Nachdruck von 1902 (moderne Antiqua-Schrift) - neu !
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